Die Schmerzbewältigung während der Geburt wird oft auf ein einziges Wort reduziert: die Periduralanästhesie (kurz: PDA). Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Wehen anders zu erleben, sich darauf vorzubereiten und vor allem die Kontrolle über diesen intensiven Moment zurückzugewinnen. Hier ist ein ganzheitlicher Ansatz, entstanden aus meiner praktischen Erfahrung und der humanistischen Haltung, die ich seit jeher vertrete.
1. Gebären wie beim Liebemachen: Oxytocin – der Schlüssel zu allem
“Man sollte an einem Ort gebären, an dem man Lust hätte, Liebe zu machen.”
Dieser Satz verdeutlicht perfekt die Bedeutung von Oxytocin – dem Hormon, das die Geburt steuert und identisch ist mit jenem, das beim Geschlechtsverkehr ausgeschüttet wird. Damit es sich natürlich entfalten kann, braucht es eine intime, sanfte und sichere Umgebung:
- Gedämpftes Licht
- Beruhigende Musik
- Wenig äußere Reize
- Emotionale Unterstützung durch die Partnerin oder den Partner
Dieser Rahmen ist kein Luxus, sondern eine physiologische Notwendigkeit, um die Geburt zu erleichtern.
2. Die Bauchatmung: ein einfaches und wirkungsvolles Werkzeug
Die Bauchatmung ist essenziell zur Schmerzbewältigung. Im Gegensatz zur stressbedingten Brustatmung ermöglicht die Atmung über den Bauch:
- Entspannung des Zwerchfells
- Eine effiziente Sauerstoffversorgung
- Ein besseres Bewältigen der Wehen
Ich vermittle eine langsame, tiefe und rhythmische Atmung, manchmal begleitet von einem Ton beim Ausatmen, um die entspannende Wirkung zu verstärken. Sie dient als kraftvolle Verankerung während der Geburt.
3. Bewegung: Motor für Abstieg und Erleichterung
Sich während der Geburt zu bewegen ist grundlegend. Aufrechte Positionen, der Gymnastikball, Gehen oder Beckenbewegungen:
- Helfen dem Baby beim Abstieg
- Ermöglichen der Mutter, aktiv an ihrer Geburt mitzuwirken
Um sich dabei wohlzufühlen, empfehle ich pränatales Yoga oder pränatales Pilates, damit der Körper diese Bewegungen am großen Tag ganz natürlich wiederfindet. Selbst mit einer Periduralanästhesie bleibt Bewegung möglich – mit Hilfe der Hebamme oder der Begleitperson: Positionswechsel, Mobilisation des Beckens und Förderung des Geburtsfortschritts.
4. Der Kiefer, der Muttermund und … der Schnuller!
Ein einfacher, aber wirkungsvoller Tipp: Der Kiefer ist der Zwilling des Muttermundes.
- “Weicher Mund, weicher Muttermund”
- Wenn der Kiefer sich verkrampft, neigt der Muttermund dazu, sich zu schließen
Um dies zu vermeiden:
- Einen Schnuller verwenden oder sanft kauen
- Tiefe Laute von sich geben
- Schultern und Nacken entspannen
Eine allgemeine Entspannung des Oberkörpers fördert die Öffnung des Muttermundes.
5. Weitere nicht-medikamentöse Hilfsmittel, die nicht unterschätzt werden sollten
Viele natürliche Methoden ergänzen diesen Werkzeugkasten:
- Warmes Bad oder warme Dusche zur Linderung
- Massage von Rücken oder Kreuzbein
- Rebozo: halten, wiegen, Sicherheit geben
- Sanfte Aromatherapie
- Positive Visualisierungen, Hypnose, geführte Meditation
- Akupressur auf wichtige Punkte
Im Perinatalzentrum verwende ich außerdem das Floating-Bad – äußerst wirksam zur Entspannung, zur Öffnung des Beckens und um in eine zeitlose Wohlfühlblase einzutreten.
- Warmes Bad oder warme Dusche zur Linderung
- Massage von Rücken oder Kreuzbein
- Rebozo: halten, wiegen, Sicherheit geben
- Sanfte Aromatherapie
- Positive Visualisierungen, Hypnose, geführte Meditation
- Akupressur auf wichtige Punkte
Im Perinatalzentrum verwende ich außerdem das Floating-Bad – äußerst wirksam zur Entspannung, zur Öffnung des Beckens und um in eine zeitlose Wohlfühlblase einzutreten.
6. Die Entscheidung für die Periduralanästhesie: ein Werkzeug, kein Schicksal
Die Periduralanästhesie sollte nicht grundsätzlich abgelehnt werden, doch sie sollte eine bewusste Entscheidung und kein erlittenes Schicksal sein.
Auch mit ihr ist es möglich:
- Zu atmen
- Sich zu bewegen
- Aktiv an der eigenen Geburt teilzunehmen
So findet sie ihren richtigen Platz als Unterstützung und nicht als alleinige Lösung.
Fazit: Frauen die wahren Schlüssel geben. Schmerz gehört zur Geburt, doch er bedeutet kein Leiden, wenn man gut vorbereitet und begleitet ist. Frauen die Schlüssel zu ihrer Geburt zu geben heißt, ihnen ihre Kraft zurückzugeben – das zentrale Ziel meiner Begleitung.
Methoden aus aller Welt zur Schmerzbewältigung bei der Geburt
Rebozo (Mexiko)
- Entlastet das Becken
- Zentriert die Energie
- Wiegen und Halten zu Beginn oder am Ende der Geburt
- Kann das Baby manchmal neu positionieren
Wassergeburt (Südamerika, Osteuropa, Vereinigtes Königreich)
- Verringert die Schmerzwahrnehmung
- Fördert die Öffnung und entspannt das Gewebe
- Reduziert Eingriffe und perineale Verletzungen
- Möglich im Geburtshaus oder zu Hause
Shiatsu (Japan)
- Druck auf Meridiane zur Schmerzlinderung
- Fördert wirksame Wehen
- Arbeit an Becken, Rücken und Kreuzbein
- Vorbereitung bereits vor der Geburt möglich
Klangyoga und Mantra (Indien)
- Tiefe Klänge zur Lösung von Spannungen in Kiefer und Beckenboden
- Fördert mentale Ausdauer
- Energetische und vibrierende Arbeit, für spirituelle oder klangsensible Frauen
Pränatale Thai-Massage
- Tiefe Drucktechniken und sanfte Dehnungen
- Energetische Ausbalancierung
- Vorbereitung des Beckens während der Schwangerschaft und zu Beginn der Geburt
Hammam-Rituale (Maghreb)
- Wärme, Massage und Körperpflege zur Entspannung des Gewebes
- Fördert Durchblutung und Entspannung
- Anwendung vor oder zu Beginn der Geburt
Traditionelle chinesische Medizin: Akupunktur & Moxibustion
- Spezielle Punkte zur Schmerzlinderung und Regulierung der Wehen
- Fördert die Öffnung des Muttermundes
- Beispiele: L14 (Hand), SP6 (Knöchel)
- Nur nach fachlicher Empfehlung anwenden
Instinktive Geburt (Skandinavien / physiologischer Ansatz)
- Respekt vor dem natürlichen Rhythmus der Frau
- Begrenzung von Interventionen
- Vertrauen in die physiologischen Fähigkeiten, minimalistischer Ansatz
Bonapace-Methode (Québec, in Frankreich bekannt gemacht)
- Gezielte Druckpunkte
- Aktive Rolle der Partnerin oder des Partners
- Atmung und Visualisierung
- Konkrete Vorbereitung für Paare
Hypnobirthing (USA, Vereinigtes Königreich, Australien)
- Selbsthypnose, geführte Visualisierungen, positive Affirmationen
- Reprogrammiert Glaubenssätze über Schmerz
- Ruhige und fließende Sichtweise der Geburt
- Selbstständig nutzbar mit Apps oder Kopfhörern
Gesänge und Trance (Subsahara-Afrika)
- Gesang, Klatschen, veränderter Bewusstseinszustand
- Gemeinschaftliches, weibliches und körperliches Ritual
- Anpassbar an moderne Kontexte mit musikalischer Begleitung oder bewussten Klängen
Bonus: moderne Hilfsmittel, die man nicht vergessen sollte
- TENS: Elektroden am Rücken zur Hemmung des Schmerzes
- Tibetische Klangschalen und binaurale Klänge: tiefe Entspannung
- Olfaktotherapie: ätherische Öle je nach Emotion (z. B. Neroli bei Angst, Lavendel bei Spannung)
- 3D-Visualisierung: sich öffnender Muttermund, absteigendes Baby, häufig in Hypnose oder Yoga verwendet

